Der StepStone Gehaltsreport ist eine der gängigsten Quellen, um Gehälter in verschiedenen Branchen zu vergleichen. Vor allem im Jahresrückblick 2019 sieht dieser Gehaltsvergleich rosig, oder sagen wir lieber goldig für Fach- und Führungskräfte aus der Luft und Raumfahrt aus. Denn die Luft- und Raumfahrt (LuR) ist bei vielen Berufsgruppen in den sogenannten „Top-Branchen“ auf den oberen Plätzen. Berufsgruppenunabhängig ist die LuR laut Report auf dem sechsten Platz mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von € 66.188. Ingenieure der LuR kommen im Branchenvergleich auf den siebten Platz mit € 66.840, im Einkauf und der Logistik auf den dritten Platz mit € 59.178 und im Bereich Wirtschaftswissenschaften sogar auf den zweiten Platz mit € 81.389. Besonders attraktiv ist die Branche bei den technischen Berufen, hier verdienen die ArbeitnehmerInnen stolze € 52.507 im brutto Jahresdurchschnitt und sind damit die einkommensstärksten Techniker. Ein starkes Argument für einen Einstieg oder Wechsel in die Branche.
Doch welche Faktoren sind entscheidend für die Höhe die tatsächlichen Gehaltes?
Die Höhe des Gehaltes ist abhängig von den Aufgabenbereichen, die die verschiedenen Berufe umfassen, den Funktionen, die ausgeübt werden und den Zusatzqualifikationen, die erworben wurden. Fluglotsen übernehmen zum Beispiel sehr viel Verantwortung und werden dementsprechend höher entlohnt.
Zu den Gutverdienern innerhalb der Branche gehören obendrein Berufe in den Bereichen Fertigung, Forschung und Entwicklung und der IT-Bereich. Hier liegt das jährliche Einstiegsgehalt zwischen € 45.000 und 50.000. Es folgen Vertrieb und Einkauf im mittleren Gehaltssektor von etwa € 40.000 bis 45.000. Im Personalwesen und im Marketing ist der Verdienst zu Beginn der Laufbahn im Vergleich am geringsten mit etwa € 30.000 bis 35.000 im Jahr. Die Höhe des Gehalts wird dabei allerdings zusätzlich vom Bildungsabschluss bestimmt.
Grundsätzlich gehören Ingenieure zu den bestbezahlten Arbeitskräften, wobei die Ingenieure der Luft- und Raumfahrttechnik im Vergleich die Nase vorn haben. Deren durchschnittliches Einstiegsgehalt liegt laut ABSOLVENTA bei € 45.000 im Jahr. Die Bandbreite liegt dabei zwischen € 38.000 und 53.000. Damit übersteigen sie den Einstiegsverdienst von Ingenieuren anderer Branchen, wie beispielsweise aus dem Maschinenbau oder der Fahrzeugtechnik. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Einkommen. Es lockt die Aussicht auf ein durchschnittliches Gehalt jenseits der 60.000 Euro-Marke. Mit einem Gehaltstest, speziell für Ingenieure, kann das eigene Gehalt in Relation zu den branchenüblichen Gehältern überprüft werden.
In der Liste der Top 100 Arbeitgeber für Ingenieure sind Unternehmen wie Airbus Group (Platz 6), Lufthansa Technik (Platz 9), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Platz 12) und die ESA European Space Agency (Platz 13) unter den Top 15 zu finden.
In Deutschland hängt das Einstiegsgehalt primär von dem Abschluss der AbsolventInnen ab; die Hochschule, Note oder sonstige Faktoren sind eher sekundär. Mit einer abgeschlossenen Ausbildung ist der Verdienst im Durchschnitt also deutlich geringer als mit einem vollendeten Studium, dieser Trend steigert sich momentan sogar. Mit einer Weiterbildung im Anschluss an die Ausbildung und einem Meistertitel oder Fachwirt, steigt auch das Einkommen. Die XING- Gehaltsstudie 2019 vergleicht branchenübergreifend die Durchschnittsgehälter auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die folgende Grafik zeigt die Schere im Gehalt zwischen den Bildungsabschlüssen deutlich:
Die wichtigste Größe bei der Bestimmung des Gehalts ist der Arbeitgeber. Es gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher das Gehalt. Die XING Gehaltsstudie weist auf, dass Unternehmen, die bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigen, durchschnittlich bei technischen Berufen etwa € 7.000 weniger Gehalt zahlen als Firmen, die mehr als 1.000 Angestellte haben. Beispielsweise bietet Airbus, ein Unternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern, seinen Angestellten ein Einstiegsgehalt von etwa € 48.000 bis 53.000, inkl. Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Tatsächlich ist es immer noch so, dass in Deutschland von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Gehälter gezahlt werden. Spitzenreiter bei den Einstiegsgehältern sind nach wie vor die Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Das ist allerdings nicht verwunderlich, da es sich um drei sehr wirtschaftsstarke Regionen handelt. Am schlechtesten schneiden Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen ab. Je nach Standort kann das Gehalt demnach erheblich variieren.
Was oft nach abgedroschener Phrase klingt, ist dennoch Realität. Laut einer Studie des Karriere-Portals XING würde jeder zweite Arbeitnehmer seinen Job wechseln, um mehr Verantwortung und Sinnhaftigkeit erfahren zu können. Dies begründet sich unter anderem auch aus der Tatsache, dass immer mehr Anhänger aus der Generation Y und Z ins Berufsleben strömen. Sie würden auch ein geringeres Gehalt akzeptieren, wenn die Tätigkeit ausfüllend ist.
Jobs von fliegendem Personal, also PilotInnen und FlugbegleiterInnen, eilt ein hervorragender Ruf voraus; sie sehen die ganze Welt bei ihrem Traumjob und verdienen dabei noch hervorragend. Jedoch haben sich die Zeiten auch in der prestigevollen Luftfahrt geändert. Der immer weiter steigende Preiskampf sorgt dafür, dass jeder Cent genaustens geplant und verteilt wird. Dies gilt vor allem besonders für die Kostenstelle Personal. In der Verkehrsluftfahrt ist es zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, gut bezahlte und attraktive Jobs zu finden. Erforderlich sind hierfür unzählige Flugstunden und die grundsätzliche Bereitschaft, die eigene Heimat zeitweise zu verlassen. Auch die Ausbildungskosten werden bei lockenden Gehältern oftmals vergessen. Diese belaufen sich nicht selten um die € 100.000, die von den angehenden PilotInnen auch selbst getragen werden müssen – ohne Gewährleistung, bei einer Airline übernommen zu werden. Darüber hinaus ist die Pilot-Ausbildung mit einer handwerklichen Lehre nicht zu vergleichen, da hier lediglich Lizenzen erworben werden, die eher einem Führerschein ähneln. Die Lizenzen können durch gesundheitliche Einschränkungen oder Fehlverhalten verloren werden und bedingen somit auch den Jobverlust. Dem sollen beispielsweise Berufsunfähigkeitsversicherungen entgegenwirken. Doch auch diese sind vergleichsweise preisintensiv und beginnen bei etwa € 500 pro Monat. Ergänzend zu den € 100.000 Ausbildungskosten und den eher mittelmäßigen Einstiegsgehältern sind die finanziellen Aussichten hier demnach nur noch wenig rosig. Auch altersmäßig gibt es Einschränkungen, denn den wenigsten gelingt der Berufseinstieg nach 25.
Für FlugbegleiterInnen zeichnet sich ein ähnliches Bild. Zwar sind die Gehälter noch schlechter und auch FlugbegleiterInnen haben keine Ausbildung im engeren Sinn, doch kann man mit überdurchschnittlicher Flexibilität einen akzeptablen Job finden. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass einem der mehrwöchige Lehrgang von der Airline bezahlt wird und man die Arbeitsberechtigung auch nicht so schnell verliert wie PilotInnen. Optimal ist der Job als Flugbegleiter auf begrenzte Zeit, z.B. nach dem Abitur zur Orientierung (manche Airlines haben sogar Werksstudenten in der Kabine) oder einfach mal so in einer längeren Übergangsphase.
Beruf | Einstiegsgehalt pro Monat | Gehaltsaussichten | Bemerkungen |
Pilot/in | unterscheidet sich je nach Arbeitgeber zwischen €65,000 - €71,000 jährlich brutto | bis zu €250,000 brutto als Kapitän | Achtung: Trugschluss bei Pilotengehältern! Inzwischen ist der Arbeitsmarkt für Piloten weniger aussichtsreich! Wer heute Pilot wird, muss 100.000€ Ausbildungskosten bei einer Flugschule zahlen ohne Übernahmegarantie. Weiterhin sind Einstiegsgehältern teilweise unter 2000€ netto eher der Regelfall dazu kommen weitere Jobrisiken: 1. Pilotenlizenzen sind keine Ausbildungsberufe. Lizenzentzug bedeutet Arbeitslosigkeit. 2. Entwicklung des Pilotenjobs mittelfristig durch ansteigende Automatisierung gefährdet und Mobilitätswende. |
Flugbegleiter/in | €1,500 netto pro Monat | €4,700 netto monatlich (mit besonders langer Berufserfahrung) | Je nach Fluggesellschaft unterschiedlich; z.T. Ausbildungskosten, Zulagen durch Mehrarbeit und Vergünstigungen für Flugtickets, Hotels, Mietwagen etc. nach mind. 6 Monaten Airline-Zugehörigkeit |
Ingenieur/in in der Luft- und Raumfahrttechnik | €4,000 monatlich | €92,000 – €124.000 jährlich | Abhängig von Position, Region, Unternehmen und Berufserfahrung |
Fluggerätemechaniker/in | €2,000 - €2,100 monatlich | €3.000 - €4.200 monatlich | Regionale Unterschiede, Berufserfahrung und Weiterbildung |
Fluglotse/in | €4,000 - €6,000 monatlich | €70.000 pro Jahr | Hohe Verantwortung, Berufserfahrung |
Mit einem Gehaltsvergleich-Rechner können Sie Ihren persönlichen Gehalts-Check machen. Wichtig, um den Überblick zu behalten, ist die Vergleichsgrundlage. Es ist immer darauf zu achten, ob bei dem Jahresgehalt von 12 Monatsgehältern die Rede ist, oder ob Boni wie ein 13. Monatsgehalt oder tariflich vereinbarte Sonderzahlungen bereits einbezogen sind.
Das Gehalt spielt sicherlich eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl. Dennoch ist es am wichtigsten, dass die Arbeit gerne getan wird. Stimmt dazu noch das Arbeitsumfeld und das Arbeitsklima im Team, ist das schon die halbe Miete.
Ich freue mich, wenn Sie Interesse an einem Job in der Luft- und Raumfahrtbranche haben. Oder üben Sie bereits einen dieser Berufe aus? Teilen Sie uns gern Ihre Erfahrungen aus der Branche mit. Wir freuen uns auf Ihre Mail.
Quellen: Absolventa | GehaltsReporter | StepStone | Der Tagesspiegel | Xing | Jobted | Stern | AuBiplus