Die Vision von lückenlosen und fehlerfreien Logistikprozessen ist heute noch Zukunftsmusik und die Realität bei der Umsetzung ist bei der Mehrzahl der Unternehmen aktuell eine andere. Die Bedeutung der Logistik als „strategische Waffe“ im täglichen Unternehmensgeschäft wächst. Logistik ist nicht länger eine starre Lieferkette mit einzeln agierenden Inseln, denn Flexibilität und Transparenz gewinnen als Qualitätsfaktoren bei den Endkunden zunehmend an Bedeutung. Die Logistik 4.0 hat das Ziel, große Datenmengen zielgerichtet zu sammeln und unternehmensübergreifend über standardisierte Schnittstellen verfügbar zu machen – für alle Partner innerhalb einer Supply Chain.
Die Schaffung eines somit hochflexiblen Netzwerks stellt im ersten Schritt eine massive Herausforderung für alle Mitglieder der Wertschöpfungskette dar und vielleicht haben deshalb bisher nur zwei von zehn Unternehmen mit der Digitalisierung ihrer Lieferkette tatsächlich begonnen, obwohl fast 90% der Unternehmen im Einsatz digitaler Technologien eine Chance zur Senkung von Logistikkosten, zur Beschleunigung der Transportketten und zur Fehlerreduktion innerhalb der Logistik sehen.
Alte starre Strukturen müssen aufgebrochen werden, Logistik muss neu gedacht werden, traditionelle Geschäftsmodelle müssen der sogenannten Digitalisierung weichen und zudem ist die Beteiligung aller betroffenen Personen in diesem Wandlungsprozess unbedingt erforderlich.
Die Globalisierung eröffnet zahlreichen Unternehmen Chancen zur Markterweiterung und ermöglicht vielversprechende Kooperationen. Dennoch hat diese Medaille zwei Seiten: mit der internationalen Marktöffnung steigt auch der Wettbewerbsdruck. Unternehmen müssen sich heute mehr denn je auf häufige Nachfrageschwankungen, sich stetig verkürzende Produktlebenszyklen sowie sinkende Kundenloyalität einstellen. Die Anforderungen an die Produktionsprozesse inklusive der innerbetrieblichen Logistik werden komplexer. Doch hier liegt die Krux, denn viele Unternehmen sind auf diesen Wandel noch nicht ausreichend vorbereitet. Das Hauptproblem in der internen Logistik liegt häufig in der Intransparenz, da oftmals der Überblick über den aktuellen Auftragsstatus fehlt oder interne Transporte ohne eine zentrale Steuerung vorgenommen werden.
Eine weitere Problematik ist die Starrheit der Prozesse. Tritt an einer Stelle in einer Produktionsanlage beispielsweise ein maschinelles Problem auf, muss diese Information zunächst einen lokalen Fixpunkt passieren von welchem anschließend die Daten an die Produktionsleitung weitergegeben werden, die dann Handlungsanweisungen gibt. Ein zeitaufwendiger Ablauf der unflexibel, kostenintensiv und zeitraubend ist, da sich alle anschließenden Prozesse verzögern. Eine Folge dieser Prozess-Starre sind unter anderem das Nicht-Einhalten von Lieferzeiten beim Endkunden, die möglicherweise den Auftragsverlust zur Folge haben können.
Auf dem Weg zur Supply Chain Excellence sollte das Ziel dieser Unternehmen sein, ihre Reaktionsfähigkeit auf unerwartete Ereignisse in der internen Produktion und Logistik zu erhöhen und Leerfahrten zu vermeiden. Die Ressourcenauslastung zu maximieren, Durchlaufzeiten zu minimieren und die Produkte erfolgreich und fristgerecht auf dem Markt zu platzieren, sind einige wirtschaftliche Ziele, die einem Unternehmen auch im Jahrhundert der Globalisierung das Fortbestehen sichern.
Die Anwendung digitaler Technologien finden zunehmend Eingang in Produktion und Logistik. So verwendet der Automobilhersteller Volkswagen bereits seit vielen Jahren die Datenbrille in der Produktion und Unternehmen wie Bosch oder Audi nutzen in ihren Werken eine Vielzahl autonomer Transportroboter. Technologien wie diese sollen unter anderem helfen, schnell und angemessen auf ungeplante Transportaufforderungen zu reagieren und das benötigte Material trotz allem in vorgegebener Zeit an die Produktion zu liefern. Bereits im letzten Jahr prognostizierten Experten der Industrie einen Boom der Virtual und Mixed-Reality-Lösungen. In einer Studie von Deloitte und dem Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik wurde festgestellt, dass deutsche Unternehmen bis 2020 850 Millionen Euro in derartige innovative Anwendungen investieren wollen.
Big data ist in diesem Zusammenhang das Stichwort. Es bedeutet nichts anderes als die Erfassung, Speicherung und Auswertung von Echtzeit-Daten in großen Mengen. Effizient ist diese Methode jedoch nur, wenn die Daten zielgerichtet erfasst und ausgewertet werden. So sehr Big Data gewinnbringend eingesetzt werden kann, so kontrovers sind die Diskussionen zu diesem Thema. Unternehmen befürchten auf Grund mangelnder IT-Sicherheit, dass sie durch diese Vernetzung Geschäftsgeheimnisse und Wissen an den Wettbewerb verlieren.
Diese Echtzeitdaten spielen auch bei dem Thema Internet of Things (IoT) eine Rolle. Während sich das klassische Internet in der virtuellen Welt bewegt, ermöglicht IoT eine Vernetzung physischer Gegenstände mit virtuellen Kanälen und schafft eine Zusammenarbeit durch verschiedenste Informations- und Kommunikationstechniken. Einfach gesagt, die Vernetzung der virtuellen Welt mit Alltagsgegenständen oder technische Raffinessen. Übertragen auf die Industrie resultiert dies z.B. in Gegenständen, die mit Sensoren ausgerüstet sind, die den aktuellen physischen Zustand als Information in eine Cloud einspeisen. Neben der Echtzeit-Überwachung von Transportfahrzeugen, z.B. mittels des ADAC Pannenpräventions-Service, können auch die transportierten Waren überwacht werden. So ist es möglich, dass zum Beispiel Temperaturen bei Transporten überwacht werden und Abweichungen vom Soll-Zustand unmittelbar in die verantwortliche Abteilung weitergegeben werden. Eine daraus resultierende sofortige Regulierung verhindert negative Auswirkungen auf die Ware und Lieferung. Das IoT ermöglicht außerdem, dass Lagerbestände von „intelligenten“ Regalen erfasst werden und ggfs. automatisch Nachbestellungen ausgelöst werden.Wenn Transporte in Echtzeit geplant werden können und die Produktionsleitung zu jeder Zeit den Überblick darüber hat, wo sich welcher Transportauftrag befindet, können Daten und Informationen gewonnen werden, mit denen logistische Kennzahlen wie Liefertreue und -zeit optimiert und die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden kann.
Das Internet of Things ist die Vorstufe der sogenannten Digital Twins (Digitale Zwillinge). Sie ermöglichen es, physische Objekte und Systeme aus der realen Welt zu duplizieren und einen virtuellen Zwilling zu erzeugen. Während also der reale Systemzustand zunächst unberührt bleibt, können Veränderungen und verschiedenste Szenarien am virtuellen Abbild, am „digitalen Zwilling“ erprobt und durchgeführt werden. Dies ermöglicht unterschiedliche Sichtweisen auf den realen Zwilling und erlaubt realitätsgetreue Prognosen und Analysen. Dank der daraus entstehenden Ergebnisse und Erkenntnisse ergeben sich bereits in frühen Stadien Hinweise, an welcher Stelle nachjustiert werden muss. Speziell in der Logistik kann der Materialfluss dank Digital Twins simuliert werden und erlaubt die Auslastung logistischer Prozesse in Echtzeit zu visualisieren und entsprechend zu optimieren.
Das Arbeitsumfeld und die Aufgaben der Beschäftigten werden sich mit dem Übergang zur Logistik 4.0 verändern. So sollen zukünftig kognitive Systeme innerhalb von Produktionsstraßen dafür sorgen, dass einzelne Systemkomponenten selbständig miteinander kommunizieren und auftretende Probleme erkennen und lösen. Der Automatisierungsgrad in Produktion und Logistik nimmt stetig zu.
Diese smarte Technologie soll zudem in der Lage sein, Prozessabläufe zu lernen, wiederkehrende Muster zu erkennen und Handlungsempfehlungen abzuleiten, die im Endeffekt logistische Abläufe verbessern. Trotz aller Automatisierungen sind Fachkräfte in der Logistik auch zukünftig unverzichtbar. Die Überwachung komplexer Prozesse, die Programmierung neuer Systeme sowie die Auswertung der erfassten Daten liegen weiterhin in menschlichen Händen. Maschinen und Systeme müssen regelmäßig geprüft und gewartet werden. Sicherheitschecks, gerade im Rahmen der Datensicherheit, werden in den nächsten Jahren mit Voranschreiten der Digitalisierung von enormer Bedeutung sein.
Auch wenn all diese Aussagen, Begrifflichkeiten und Ziele wie Zukunftsmusik klingen, sollten sich Unternehmen dennoch schon jetzt mit den Herausforderungen und Möglichkeiten der Logistik 4.0 befassen. Bereits jetzt können sie ihr Unternehmen zukunftsfähig machen und auf die Trends und Anforderungen einer digitalisierten Geschäftswelt vorbereiten. Dazu gehört unter anderem die Auseinandersetzung mit kritischen Erfolgsfaktoren in logistischen Strukturen und Abläufen, als auch die Lieferantenwahl und der Einsatz von Kommunikations- und Informationstechnologie. Je schneller der Informationsaustausch zwischen den Partnern der Supply Chain stattfindet, desto schneller kann auf Kundenanforderungen reagiert werden.
Oftmals ist die Umsetzung notwendiger Veränderungen durch interne oder eingefahrene Strukturen kompliziert. Wo beginnt die Weiterentwicklung, welche Expertise wird dafür benötigt, was bedeutet der Wandel für Unternehmer und Mitarbeiter?
Fragen die individuell betrachtet und beantwortet werden müssen. ARTS unterstützt Sie gern mit Expertise bei der Vorbereitung Ihrer Logistikprozesse auf das Zeitalter der Industrie 4.0 und kann als Ihr Partner auf Wunsch ganze Prozesse oder Teilschritte im Bereich Logistik & Supply Chain Management übernehmen. Wenn Ihr Bedarf beratungsorientiert ist, unterstützen wir Sie ebenfalls gern mit unserem Know-How.
Quellen: inform-software.de | salt-solutions.de | deloitte.com | deloitte.com:digital-twins | adac.de | wikipedia.org | freighthub.com | techtag.de | hermes-supply-chain-blog | statista.com | performance-strategies.de | grin.com