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Work-Life-Blending: Erfolgsgeschichte oder Wunschtraum?

19.06.2023 HR Services

In der heutigen schnelllebigen und vernetzten Welt verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend. Dieses Phänomen, bekannt als Work-Life-Blending, hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits ermöglicht es mehr Flexibilität und die Integration von Arbeit in unseren Alltag. Andererseits kann es durch fehlenden Grenzen zu Überlasung und Überforderung führen. In diesem Artikel betrachten wir das Konzept des Work-Life-Blendings, dessen Auswirkungen auf Einzelpersonen und Unternehmen und geben praktische Tipps, wie Sie diese schwierige Balance meistern können.

Unsere General Managerin der ARTS Experts GmbH, Aileen Kreibich, ist Ansprechpartnerin für alle HR Themen. Bereits vor ihrer Zeit bei ARTS zertifizierte sie sich im betrieblichen Gesundheitsmanagement und konzeptionierte verschiedene BGM Modelle.

Was ist Work-Life-Blending?

Work-Life-Blending bezieht sich auf die Verschmelzung von beruflichem und privatem Leben, bei der traditionelle Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeitaktivitäten aufgehoben werden. Anstatt Arbeit und Privatleben als getrennte Entitäten zu betrachten, werden sie miteinander verflochten. Dies kann bedeuten, dass wir während unserer Freizeit berufliche Aufgaben erledigen oder umgekehrt. Das Konzept des Work-Life-Blendings ist eng mit der technologischen Entwicklung und der zunehmenden Flexibilität in der Arbeitswelt verbunden. Es ermöglicht den Menschen, ihre Arbeit an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen und eine bessere Balance zwischen Berufs- und Privatleben zu finden. Beim Work-Life-Blending spielt die Selbstdisziplin und -organisation eine wichtige Rolle und man sollte die Ausgleichsthematik nicht ausblenden. Aber es optimiert unter Umständen die Produktivität des Einzelnen, da er zu den Zeiten arbeiten kann, wo seine Leistungsfähigkeit am höchsten ist. Das Work-Life-Blending wird heutzutage durch die Verwendung privater digitaler Endgeräte unterstützt, auf denen Apps zur Integration der Unternehmens-ERP-Software installiert sind. Diese nahtlose Verbindung ermöglicht es Mitarbeitenden, jederzeit und überall einen schnellen Blick in das System oder ihre E-Mails zu werfen. Auch das Privathandy wird vermehrt zu dienstlichen Zwecken genutzt, was Arbeitgebern und Kollegen die Möglichkeit bietet, außerhalb der üblichen Arbeitszeit schnell nachzufragen. Zusätzlich begünstigt die individuelle Einstellung jedes Einzelnen das Work-Life-Blending, da flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder Remote-Arbeit es erlauben, berufliche und persönliche Verpflichtungen miteinander zu verschmelzen. Es ist jedoch wichtig, trotz dieser Verschmelzung klare Grenzen zu setzen, um eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu wahren.

Vorteile und Nachteile des Work-Life-Blendings

Vorteile des Work-Life-Blendings

Ein Vorteil des Work-Life-Blendings ist die Flexibilität, die es ermöglicht. Indem Arbeit und Privatleben miteinander verflochten werden, können wir unsere Arbeit anpassen, um persönliche Verpflichtungen zu erfüllen. Dies kann bedeuten, dass wir während der Arbeitszeit Zeit für persönliche Angelegenheiten haben oder dass wir außerhalb der regulären Arbeitszeiten arbeiten, um berufliche Anforderungen zu erfüllen. Diese Flexibilität kann zu einer besseren Work-Life-Balance führen und es uns ermöglichen, sowohl berufliche als auch persönliche Ziele zu verfolgen.

Ein weiterer Vorteil des Work-Life-Blendings ist die Integration von Arbeit in unseren Alltag. Dies ermöglicht es uns, unsere Arbeit in unseren Alltag zu integrieren und sie als Teil unseres Lebens zu betrachten. Wir können zum Beispiel während unserer Freizeit berufliche Aufgaben erledigen oder uns in unserer Freizeit mit beruflichen Themen beschäftigen. Diese Integration kann zu einem Gefühl der Erfüllung führen und uns helfen, unsere beruflichen Ziele zu erreichen.

Nachteile des Work-Life-Blendings

Trotz der Vorteile hat das Work-Life-Blending auch seine Nachteile. Ein Nachteil ist die Gefahr von Überlastung und Überforderung. Diese gefahr besteht genau dann, wenn die bereits angesprochenen Ausgleichszeiten nicht eingehalten werden. Wenn Arbeit und Privatleben miteinander verflochten sind, kann es schwierig sein, sich ausreichend zu erholen. Wir können uns ständig in einem Zustand der Arbeitsbereitschaft befinden und uns nie wirklich von der Arbeit lösen. Dies kann zu chronischem Stress, Erschöpfung und letztendlich zu Burnout führen. Ein weiterer Nachteil des Work-Life-Blendings kann eine gefühlte Dauererreichbarkeit sein. Dies kann zu einer Beeinträchtigung unserer Beziehungen und unserer Lebensqualität führen. Wenn man für den Job brennt und sich mit seinen Aufgaben so identifiziert, dass man in seiner eigentlich privaten Zeit nach Themen recherchiert und sich über aktuelle Trends und Innovationen informiert, dann passiert das automatisch.

Was bedeutet Work-Life-Blending für Arbeitgeber?

Viele Arbeitgeber sehen es als positiv, ihre Mitarbeitenden in dringenden Fällen zu erreichen. Das gilt ja ebenso für die Kolleg :innen untereinander. Manche Themen fallen außerhalb der klassischen Büroöffnungszeiten an und bedürfen einer schnellen Klärung, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Nicht zu unterschätzen ist auch das Gefühl, welches Arbeitnehmende haben, wenn sie mehr Eigenverantwortung und einen Rahmen, in dem sie sich frei entfalten können, erhalten. Eine steigende Motivation, eigene und Unternehmensziele zu erreichen sowie eine deutliche Leistungssteigerung dürften relativ schnell bemerkbar sein. Denn überlässt man seinen Mitarbeitenden die Wahl der Arbeitszeit, wird er zu 99% den Zeitraum wählen, in welchem er sich am produktivsten einschätzt. 

Wichtig ist, dass Führungskräfte ihre Teams nicht in bestehende Systeme reinpressen, sondern herausfinden, in welchem System sie ihr Potential am besten entfalten können und wo die Motivation am höchsten ist. Dann hat man nicht nur 100% Leistung, sondern auch einen glücklichen loyalen Arbeitnehmenden.

Wie kann Work-Life-Blending gesteuert werden, damit der Arbeitsschutz gewährleistet ist? 

Allen voran bedarf es  viel Aufklärung dazu. Dabei ist und bleibt es stets Aufgabe der Führungskräfte, darauf zu achten, dass Ruhe- und Pausenzeiten eingehalten werden und den Work Load bei den Kolleg:innen zu erfahren, um entsprechend reagieren zu können. Denn der Umgang mit Stress ist heutzutage eigentlich nicht mehr arbeits- sondern eher personenbezogen. Freizeitstress ist ja auch nicht zu unterschätzen, wenn man seine Hobbies und Freundschaften zeitlich im Kalender eintakten muss. Man könnte auch von starren Gesetzlichkeiten wegkommen und sagen, für 40h Arbeit benötigt der Arbeitnehmer insgesamt so und so viele Ausgleichsstunden.

Zeiterfassungssysteme sind vermutlich die beste Kontrollmöglichkeit, damit Mitarbeiter sich nicht überlasten. Leider sind die gesetzlichen Vorschriften zu Arbeitssicherheit und -schutz aktuell sehr starr festgeschrieben und wurden bereits vor vielen Jahrzehnten festgelegt. Ruhepausen von 10-11h, wie darin vorgeschrieben, sind in Anlehnung an moderne Arbeitsmodelle auch nicht mehr zeitgemäß.

Fazit

Work-Life-Blending spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der heutigen Arbeitswelt und wirkt sich positiv auf die Arbeitgeberattraktivität aus. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, Arbeit und Privatleben flexibel miteinander zu verschmelzen, ziehen oft talentierte Fachkräfte an und können diese auch langfristig binden. Die Aussicht auf eine ausgewogene Work-Life-Integration ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein entscheidender Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

Im Employer Branding wird das Work-Life-Blending zu einem wertvollen Instrument. Unternehmen, die sich als moderne, mitarbeiterfreundliche Organisationen präsentieren und flexible Arbeitsmodelle fördern, haben einen Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung neuer Talente. Eine offene Unternehmenskultur, die die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Mitarbeitenden berücksichtigt, ist ein wichtiger Aspekt, den viele Arbeitnehmer:innen bei der Wahl des Arbeitgebers berücksichtigen.

Darüber hinaus kann Work-Life-Blending auch die Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität steigern. Wenn Mitarbeitende die Möglichkeit haben, ihre Arbeitszeit flexibler zu gestalten und Berufs- sowie Privatleben besser in Einklang zu bringen, führt dies oft zu einem höheren Engagement und einer verbesserten Leistung. Zufriedene Mitarbeitende neigen dazu, loyaler zu sein und sich mit dem Unternehmen stärker zu identifizieren, was wiederum die Fluktuation reduzieren kann.

Insgesamt kann Work-Life-Blending daher eine wichtige Rolle dabei spielen, ein positives Arbeitgeberimage aufzubauen, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuziehen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Unternehmen, die diese Flexibilität fördern und aktiv in ihr Employer Branding integrieren, können sich als moderne und mitarbeiterorientierte Arbeitgeber positionieren und somit einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte erlangen.

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