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Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

02.02.2021 2021/02

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Wie vielen Rollen wollen Sie aktuell gerecht werden? Die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben beschäftigt uns nicht erst seitdem wir beide Lebensbereiche aktuell so intensiv in eingeschränktem Raum erleben. 

Unsere Kollegin Milana Schreiber arbeitet seit fast 2 Jahren zu 100% aus dem Homeoffice heraus. Dies war schon vor Corona so. Sie ist unsere Expertin für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Hallo Milana, toll dass du dir Zeit für meine Fragen nehmen konntest. Wir sind gespannt auf deine Erfahrungen und Tipps. Damit sich unsere Leser ein Bild von dir machen können, wollen wir ein paar grundlegende Dinge klären.

  • In deiner Kindheit bzw. Jugendzeit gab es einen Gameboy oder eher das Tablet?

Meine Eltern hatten einen NES. Das war aber nicht mein Ding, daher habe ich nur hin und wieder mit einer Freundin damit gespielt.

  • Walkman oder Mp3-Player?

Walkman! Mit selbst bespielten Cassetten, für die ich stundenlang Lieder aus dem Radio aufgenommen habe.

  • Draußen spielen oder vorm Computer sitzen?

Als Kind habe ich viel Draußen gespielt. Es gab einen sehr großen Spielplatz, viele gleichaltrige Kinder in unserer Straße und als ich etwas größer war, war ich viel mit meinen Inline Skates unterwegs. Ab etwa 12 Jahren kam dann aber auch ein eigener Computer dazu.

  • Was wolltest du als Kind mal werden?

Ich wollte als Jugendliche ein Handwerk erlernen. Die Arbeit mit den Händen und mit unterschiedlichen Materialien war mir wichtig, einen reinen Bürojob konnte ich mir nicht vorstellen. Erst im Laufe meiner - handwerklichen - Berufsausbildung hat sich mein Interesse an den kaufmännischen Hintergründen entwickelt.

Dazu fallen mir direkt noch 5 Fragen ein, die wir ein anderes Mal unbedingt vertiefen müssen. Zurück zu unserem Thema, was ist denn für dich kognitive Hygiene? 

Im Kern geht es für mich darum, dem Gehirn durch bewusste Pausen die Möglichkeit zur Erholung zu geben. Dieses Brain Recovery wirkt sich durch den Erholungseffekt positiv auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns aus. Ohne diese Pausen führt es langfristig zu einer mentalen Überlastung. Fehler, Konzentrationsschwierigkeiten, Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und der Problemlösefähigkeit sind nur ein Teil der möglichen Folgen.

Das verhält sich wie bei großen körperlichen Anstrengungen, nehmen wir den Sport als Beispiel. Beim Sport helfen gezielte Einheiten aus Anstrengung und Pausen dem Körper durch die Abwechslung von Anspannung und Entspannung zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit. Von Trainern und erfahrenen Sportlern wird diese Art des Trainings schon lange bewusst eingesetzt, um sportliche Ziele zu erreichen. In der Arbeitswelt findet dieser bewusste Einsatz bislang leider nur vereinzelt statt.

Ein schöner Vergleich und so naheliegend. Wenn wir uns doch einmal in einer Spirale aus negativen Gedanken befinden, was rätst du, wie kommt man da am besten raus?

Es hilft ungemein, dem Gehirn eine Pause von dem belastenden Thema zu gönnen. Denkbar ist, zum Beispiel durch Sport, Spiel mit den eigenen Kindern, Garten- oder Handarbeiten, dem Kopf einen neuen Fokus zu geben, der für den Moment vom Thema ablenkt, dabei allerdings keinen neuen Zusatzinput liefert den das Gehirn verarbeiten muss. Aktive einfache Tätigkeiten erleichtern es dem Gehirn, Raum für neue Lösungsstrategien zu erschaffen und fördern die Zufriedenheit durch die Selbstwirksamkeitserfahrung der Tätigkeit.

Um auf positive Gedanken zu kommen, ist es daher nicht ratsam fern zu sehen oder am Smartphone zu klicken. Denn der dabei entstehende neue Input macht den Kopf noch voller. 

Stimmt die sozialen Medien sind ja bekannt dafür, dass man sich nach dem Konsum nicht wirklich besser fühlt. Aber was glaubst du, braucht es aktuell, um mental gesund zu bleiben?

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir wieder lernen uns zu fokussieren. Die schnell abnehmende Aktualität von Informationen sorgt für eine Flut an Informationen die täglich auf uns eingeht. Bei der Arbeit genauso wie auch im Privaten. Hier müssen wir unserer Wahrnehmung dabei helfen, den Fokus auf die wichtigen, für uns notwendigen Informationen zu legen und uns eigene Strategien schaffen, wie wir die unwichtigen Informationen, zur eigenen Entlastung, von uns fern halten können. 

Zum Beispiel:

  • nur die Nachrichten lesen, die tatsächlich von Interesse sind, 
  • Werbung möglichst aus dem Weg gehen, 
  • in sozialen Medien nur Profilen folgen die echten Mehrwert für die eigenen Interessen bringen,
  • Push-Benachrichtigungen ausschalten,
  • Whatsapp Gruppen stummschalten wenn dort täglich Memes und Videos weitergeleitet werden

Jeder findet sicher weitere Beispiele dieser Art, die im eigenen Alltag Zeit und Aufmerksamkeit fressen und keinen persönlichen Mehrwert bringen.

Wir haben eingangs ja schon berichtet, dass du zu 100% im Homeoffice bist und das nicht erst seit kurzer Zeit. Was siehst du als die besondere Herausforderung für kognitive Hygiene bei der Kombination von Home Office und Familie?

Es ist im Home Office schwieriger Arbeit und Privatleben voneinander zu trennen. Bei der Arbeit im Betrieb macht man am Nachmittag die Tür hinter sich zu und ist durch die veränderte Umgebung schnell im Feierabend-Modus. Im Home Office findet keine räumliche Trennung statt, dadurch erhöht sich die Erreichbarkeit und ein echtes Abschalten wird erschwert. Das wirkt sich entsprechend auf die Familie aus, wenn ein (oder beide) Elternteile nicht richtig abschalten und damit den Kindern nicht die volle Aufmerksamkeit und gedankliche Anwesenheit bieten. Die Daueraufmerksamkeit belastet die Brain Recovery und langfristig auch das Familienleben.

Und welche alltagstauglichen Tipps gibst du mit dieser Erfahrung deinen Klienten zur Kognitiven Hygiene, z.B. im Home Office mit?

  • Arbeitshandy konsequent aus, privates Handy bewusster nutzen
  • Arbeitsplatz weg räumen/Tür schließen, um eine räumliche Trennung zu schaffen
  • Echte Pausen machen (nicht nur um die Spülmaschine auszuräumen)
  • Sich mit Kollegen zur gemeinsamen Pause via Videochat verabreden und dabei möglichst wenig über die Arbeit sprechen
  • Zeit mit der Familie nutzen, um gemeinsam aktiv zu sein 

Wenn wir mal auf die Seite der Arbeitgeber blicken, was meinst du können Unternehmen für ihre Mitarbeiter hinsichtlich der mentalen Gesundheit tun?

Vor allem sollten Unternehmen die Vorbildfunktion im achtsamen Umgang miteinander einnehmen und gesundheitsförderliche Maßnahmen, wie die Einhaltung von Pausenzeiten, vorleben und im Team aktiv fördern.

In sehr vielen Unternehmen gibt es bereits tolle Programme zur Gesundheitsförderung. Diese sollten nicht nur die körperliche sondern auch die mentale Gesundheit unterstützen. Sie können zum Beispiel Mithilfe beim Zugang zu therapeutischer Unterstützung, zu Coachings, Achtsamkeitstrainings etc. bieten.

Wichtige Punkte. Vielleicht zum Abschluss noch einmal zurück zu dir. Wie schaffst du es neue Energie aufzutanken?

Im Alltag sind es die kleinen ruhigen Momente mit meinem zweijährigen Sohn, wenn wir zum Beispiel gemeinsam ein Buch anschauen oder eine Runde spazieren gehen und dabei schauen was es in der Umgebung zu entdecken gibt. 

Echte Energiebringer sind für mich handwerkliche Tätigkeiten. Da spiegelt sich die Leidenschaft für meinen Ausbildungsberuf noch deutlich wieder. Ich arbeite gerne mit verschiedenen Materialien beim Bau von Lampen, kleineren Möbeln oder Haushaltsgegenständen. Darin kann ich mich verlieren und vollkommen auf die Arbeit mit meinen Händen einlassen. Das große Gefühl der Zufriedenheit, wenn man etwas neues Geschaffen hat, kommt dann noch als Bonus dazu.

Vielleicht gibt es ja demnächst eine ARTS-Schreibtischlampe :-). Für mich hat mentale Gesundheit auch etwas mit genießen zu tun. Du hast uns schon einen kleinen Einblick gewährt, aber kannst du uns noch einmal in deine Welt mitnehmen? Was ist ist für dich Genuss?

Genuss ist für mich, sich auf etwas einzulassen und den Moment bewusst wahrzunehmen. Das kann ein entspannter Moment in der Natur, ein leckeres Essen oder die Gesellschaft von liebgewonnen Menschen sein. 

Und was machst du, wenn es gerade mal keinen Genussmoment, sondern vielleicht eher Stress gibt? Wie gehst du mit Problemen um?

Probleme beleuchte ich zunächst von allen Seiten. Wenn ich diese Fragen für mich beantwortet habe, bin ich der Problemlösung meist schon sehr nahe.

  • Wie und warum ist das Problem entstanden? 
  • Inwiefern sind andere Personen beteiligt und wie sind deren Positionen bzw. Bedürfnisse in diesem Fall?
  • Was genau ist MEIN Problem?

Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass nicht jedes Problem gelöst werden muss. Wenn man der Situation ein bisschen Zeit lässt, löst sie sich oftmals von allein.

Zum Schluss noch einen kleinen Ausblick. Was sind deine Ziele / Wünsche in Bezug auf deine kognitive Hygiene? Respektive die deiner Klienten?

Mir würde mehr Digital Detox, also eine Pause im Umgang mit digitalen Medien, gut tun. Ich nehme mir vor, besonders am Abend das Handy öfter mal beiseite zu legen, um die Erholung meines Gehirns dadurch zu fördern und dadurch am nächsten Tag aufnahmefähiger zu sein. 

Im Austausch mit Klienten:innen oder Kolleg:innen fällt mir auf, dass insbesondere das Bedürfnis nach strikterer Trennung von Arbeit und Familienzeit vorhanden ist. Hier besteht auf der einen Seite der Wunsch nach mehr Rücksichtnahme durch den Arbeitgeber und auf der anderen Seite der Wunsch selbst konsequenter zu handeln.

Vielen herzlichen Dank für diese tollen Tipps und den Einblick in deinen Umgang mit dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Zum Abschluss noch eine Frage: Aus wie vielen Rollen haben sie heute schon agiert?

 

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