In den letzten Jahren gab es auf dem Arbeitsmarkt einen Umschwung bezüglich der Jobsuche sowie der Bewerber:innensuche. In Zeiten von Fachkräftemangel verlagern Recruiter:innen ihre Bewerbungsprozesse mehr und mehr in soziale Netzwerke wie LinkedIn, Xing, Facebook, X oder Instagram. Um mit Stellenanzeigen eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen, setzen HR-Abteilungen dabei auf bezahlte Annoncen in den Feeds der Social-Media-Plattformen.
Gleichzeitig prüft ein Großteil der ausschreibenden Unternehmen auch den Social-Media-Account ihrer Bewerber:innen auf deren Eignung für die ausgeschriebene Stelle. Durch diese Vorgehensweise wird die Grenze zwischen privaten und beruflichen Angelegenheiten immer mehr aufgeweicht.
Nach einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2022 haben etwa 19 Prozent der 854 befragten Unternehmen (jedes 5. Unternehmen), Bewerber:innen schon einmal wegen ihres Social-Media-Accounts abgelehnt. Im Gegenzug gab jedes sechste Unternehmen (16 %) an, potenzielle Bewerber:innen genau wegen deren Online Auftritts eingestellt zu haben. Es lässt sich somit erkennen, dass sich Unternehmen häufig ein umfassendes Bild potenzieller Bewerbender verschaffen wollen und womit geht dies besser als mit den selbst geposteten Inhalten auf dem eigenen Profil. Häufig verrät ein Social-Media-Account sehr viel mehr als ein Bewerbungsanschreiben oder ein Lebenslauf. Denn auch private Einstellungen, Aktivitäten und Hobbys sind durchaus besser erkennbar. Jedes vierte befragte Unternehmen möchte sich somit auch ein Bild über die politischen Ansichten der Bewerber:innen verschaffen.
Bei der Betrachtung sollte man jedoch in den unterschiedlichen Plattformen unterscheiden. In einer vorherigen Studie des Unternehmens Bitkom aus dem Jahr 2018, wurden beruflich ausgerichtete Plattformen wie Xing oder LinkedIn von privaten Plattformen wie Facebook oder Instagram getrennt. Die Mehrheit der befragten Personaler:innen (53 %) nutzt zur Recherche über Bewerbende überwiegend die beruflich ausgerichteten Netzwerke. Private Plattformen wie Facebook, X oder Instagram werden aber ebenfalls häufig von Personaler:innen aufgerufen (30 %). Aus Bewerbersicht stellt sich die Situation ähnlich dar: Rund 43 % bzw. 29 % der Befragten gaben in einer Umfrage an, dass Sie die Social-Media-Plattformen Xing und LinkedIn für die Stellensuche nutzen. Facebook (12,9 %), YouTube (6 %) und X (2,5 %) spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Ein professionelles Social Media Profil kann also Türen öffnen und das Bewerbungsverfahren für Stelleninteressenten erleichtern. Im Vergleich können Inhalte, welche nicht mit den Werten des Unternehmens übereinstimmen, jedoch auch zum Gegenteil führen.
Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Social-Media-Plattformen und ihre Bedeutung für die Stellensuche kurz vor.
Die Berufsnetzwerke Xing und LinkedIn stehen auf der Liste von Jobsuchenden ganz oben. Beide Social-Media-Kanäle sind klar beruflich orientiert und bieten den Nutzer:innen die Möglichkeit, seine Qualifikationen, Fähigkeiten, Fachkenntnisse und beruflichen Stationen online darzustellen – so entsteht ein digitaler Lebenslauf mit hoher Aussagekraft. Zudem können sich Nutzer:innen untereinander vernetzen und austauschen. Wechselt ein Mitglied den Job, ist er für seine Kontakte über Xing oder LinkedIn weiterhin erreichbar.
Xing und LinkedIn unterscheiden sich vor allem in Hinblick auf ihre Reichweite und Verbreitung. Das Netzwerk Xing richtet sich überwiegend an Nutzer:innen aus der deutschsprachigen DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) – insgesamt sind etwa 22,4 Millionen Mitglieder online. LinkedIn stammt hingegen aus den USA und hat weltweit 850 Millionen Mitglieder. In der DACH-Region ist LinkedIn mit 24 Millionen Nutzern vertreten.
Karriere Netzwerke wie Xing und LinkedIn werden von Personaler:innen vor allem genutzt, um die fachliche Eignung der Bewerber zu prüfen. Dementsprechend sind die meisten User-Profile in diesen Netzwerken auch professionell gestaltet. Bewerbende haben die Möglichkeit, ihre Xing- und LinkedIn-Profile zielgerichtet so zu positionieren, dass sich eine hohe Schnittstelle mit dem Wunsch-Unternehmen ergibt.
Auf dem sozialen Netzwerk Instagram tummeln sich neben einflussreichen Influencern und Millionen von „gewöhnlichen“ Menschen auch jede Menge Recruiter:innen, Unternehmen und Experten. Private und berufliche Angelegenheiten sind bei Instagram – anders als bei Xing oder LinkedIn – daher überwiegend nicht zu trennen. Auf Instagram werden Urlaubsfotos oder Videos von der letzten Party genau so geteilt wie Bilder von einer jüngst besuchten Messe oder einer Fachkonferenz. Diese Vermischung persönlicher und beruflicher Eindrücke kann für Bewerbende gefährlich werden, bietet aber auch Chancen im Sinne des Personal-Brandings: So haben Jobsuchende die Möglichkeit, sich selbst durch eine geschickte Auswahl an Bildmaterial als weltoffen, sozial und professionell zu präsentieren und eine Eigenmarke zu etablieren.
Jedoch ist es für zukünftige Arbeitgeber:innen meist nicht einfach, potenzielle Bewerber:innen auf Instagram zu finden. Da es auf der Plattform keine Pflicht gibt, einen echten Namen zu verwenden, sind die meisten Profile unter einem User Name angelegt. Wer dennoch nicht von Außenstehenden gefunden werden möchte, kann die Konto-Privatsphäre auf “privat” umstellen, wodurch das Profil nur durch Anfrage und Annahme gesehen werden kann.
Die Plattform X oder ehemals Twitter ist in Deutschland bei weitem nicht so populär wie Facebook, Instagram und Co. Immer mehr Jobsuchende nutzen die Plattform aber auch dazu, nach einer interessanten Stelle Ausschau zu halten. Wer Hashtags wie #Job oder #Stellenangebot eingibt und diese um die Berufsbezeichnung beziehungsweise Wunsch-Stadt ergänzt, findet häufig interessante Angebote in der Nähe.
X ist vor allem für wenig alltägliche, außergewöhnliche Jobangebote bekannt. Häufig nutzen Unternehmen die Plattform aber auch dazu, Stellenangebote frühzeitig anzukündigen. Bewerber:innen haben also größtenteils einen zeitlichen Vorsprung, wenn sie interessante Angebote bei X entdecken. Vorsicht: Wer Botschaften bei X verbreitet, muss dies kurz und knackig tun. Die Nachrichten sind stets auf 280 Zeichen beschränkt. Diese sollten aus Bewerbersicht daher wohlüberlegt sein.
Arbeitgeber:innen haben grundsätzlich die Möglichkeit, alle allgemein zugänglichen Daten über Bewerber im Internet einzuholen, wenn keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Dabei lauern für Jobsuchende überall digitale Fettnäpfchen. Damit das eigene Profil im Netz nicht zur Karrierebremse wird, listen wir hier die wichtigsten Do's und Don'ts auf.
Dies ist bei der Stellensuche wichtig:
Bewerbung: Eine aussagekräftige Bewerbung ist in den meisten Fällen immer noch die Eintrittskarte ins Unternehmen und sollte daher Priorität vor dem Social-Media-Account genießen.
Profile pflegen: „Tote“ oder veraltete Social Media Profile sind bei der Jobsuche wenig hilfreich. Wer Netzwerke wie Facebook, X und Co. bei der Karriereplanung nutzt, sollte das Profil stets auf dem aktuellen Stand halten.
Privatsphäre beachten: Bei Facebook, Instagram und X werden private und berufliche Angelegenheiten vermischt. Soziale Netzwerke verfügen über die Möglichkeit, Inhalte nur mit bestimmten Personen zu teilen.
Professionell auftreten: Fotos oder Videos vom letzten Junggesellenabschied sind wenig karrierefördernd – diese sollten daher erst gar nicht hochgeladen werden oder nur für den privaten Freundeskreis sichtbar sein.
Soziale Kompetenz zeigen: Private Inhalte auf Facebook, X und Instagram sind für Jobsuchende keineswegs tabu. Ganz im Gegenteil: Durch die geschickte „Vermarktung“ privater Eindrücke und Erlebnisse gelingt es, eine Eigenmarke zu etablieren und soziale Kompetenzen zu zeigen.
In diese digitalen Fettnäpfchen sollten Bewerber:innen nicht treten:
Politische Meinungen teilen: Politik und Beruf sind eine gefährliche Mischung. Es ist daher ratsam, bei der Jobsuche auf das Teilen politischer oder religiöser Ansichten weitgehend zu verzichten.
Lästern, denunzieren oder streiten: Keinem:r Personaler:in wird es gefallen, dass potenzielle Stellenkandidaten unsachliche, unfaire oder auf Streit angelegte Kommentare in den sozialen Netzwerken abgeben.
Betriebsinterna für sich behalten: Wer in sozialen Netzwerken öffentlich schlecht über seine:n Arbeitgeber:in redet oder Betriebsinterna ausplaudert, outet sich als illoyal und dürfte bei Recruiter:innen auf wenig Interesse stoßen.
Lebenslauf aufpolieren: Wer auf Xing, LinkedIn und Co. seinen Lebenslauf mit erfundenen Zertifikaten oder beruflichen Stationen aufpoliert, fällt bei Personalern schnell durch. Viele Informationen lassen sich heute schnell auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
Schlechte Rechtschreibung: Egal wie überzeugend die letzte X-Nachricht auch ist: Rechtschreibung und Grammatik müssen stimmen. Fehler im Satzbau machen bei Personalern keinen guten Eindruck.
Freundschaftsanfragen: Facebook, X und Instagram sind in erster Linie private Netzwerke. Es ist daher wenig ratsam, dem:r Personal-Chef:in des Unternehmens vor der Bewerbung eine Freundschaftsanfrage bei Facebook zu schicken. Auch bei Xing und LinkedIn sollte die Kontaktaufnahme erst nach einem persönlichen Kennenlernen erfolgen.
Insgesamt ist es also wichtig, sich bewusst zu machen, wie man seine Social-Media-Profile pflegt und welche Inhalte man teilt, um nicht ungewollt potenzielle Arbeitgeber:innen abzuschrecken. Denn mit der richtigen Strategie kann der Social-Media-Account durchaus zur positiven Visitenkarte werden und nicht zum Job-Killer. Für Unternehmen ist es mindestens genauso wichtig, ein gepflegtes Social Media Profil aufzuweisen. Wir als ARTS unterstützen unsere Kunden bei der Entwicklung einer wirksamen Arbeitgeber:innenmarke sowie einem professionellen Social Media Auftritt.