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Kompetenzvielfalt dank Jobsharing

07.09.2021 2021/09

Was steht auf der Wunschliste der Arbeitnehmenden ganz weit oben? Flexible Arbeitszeiten, denn so können Beruf und Freizeit besser miteinander kombiniert werden. Eine 40-Stunden-Woche mit Kernarbeitszeiten ist für viele Menschen nicht machbar oder nicht erwünscht. Allerdings bleibt vielen, die aus vielerlei Gründen beruflich kürzer treten müssen oder wollen, oft nur die Option der Teilzeit, mit der in der Regel auch finanzielle Einbußen einhergehen. Viele Arbeitgeber richten trotz gesetzlicher Verpflichtung ungern Teilzeitstellen ein, da oft trotzdem ein höheres Arbeitsaufkommen und somit Bedarf an geleisteter Arbeitszeit besteht. Hier lohnt es sich, ein innovatives Arbeitszeitmodell zu etablieren: Das Jobsharing findet in diesem Zusammenhang immer öfter Anwendung.

Unternehmen wie SAP, Daimler oder Bosch machen Jobsharing auch in Führungsetagen vor. Jobsharing, was ist das? Im Grunde genommen handelt es sich um die Teilung einer Vollzeitstelle auf zwei (oder mehrere) Arbeitnehmende (Job-Sharer oder Tandem-Partner:innen). Die Mitarbeitenden besetzen die Stelle gemeinsam und nicht jeder einen separaten Bereich. Das Zeitmanagement ist dabei sehr flexibel und die Teilung der Position muss nicht halbe-halbe erfolgen. Je nach den Wünschen der Tandem-Partner:innen ist nahezu jede Kombination, von 60/40, 70/30 bis 80/20 möglich.

Jobsharing bietet allen Beteiligten Vorteile

Für Arbeitnehmende bietet Jobsharing prinzipiell die Möglichkeit der Teilzeitarbeit und flexiblen Arbeitszeit. Somit bleibt für jeden Sharer mehr Zeit für das Privatleben und trägt dazu bei, dass Beruf und Privatleben besser vereinbart werden können. Aber das ist nicht alles! Dieses Arbeitszeitmodell ist für verschiedene Hierarchiestufen und hochqualifizierte Tätigkeiten geeignet. Während Teilzeitbeschäftigung viele Arbeitnehmende oft abschreckt, da sie befürchten, durch weniger Arbeitszeit auch weniger spannende Projekte betreuen zu dürfen, entfällt diese Sorge beim Jobsharing mit einer:m Tandem-Partner:in. Da die Stelle gemeinsam ausgeführt und verantwortet wird, besteht ständig die Möglichkeit, Ideen untereinander auszutauschen, sich Rat einzuholen, vom Partner:in zu lernen und dessen Lernprozess positiv zu beeinflussen. Nicht selten erhöht das auch die Motivation der Arbeitnehmenden. Letztlich sorgt dies für mehr Zufriedenheit im Job.

Aus Unternehmenssicht bietet das Jobsharing sogar noch mehr Vorteile. Motivierte, glückliche Mitarbeitende leisten bessere Arbeit, die den Unternehmenserfolg im Wesentlichen mitbestimmt. Zusätzlich kann das Angebot das Arbeitgeberimage verbessern - hier werden neue Pfade beschritten, um die Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben zu ermöglichen. Ein weiterer positiver Aspekt sind die Fehlzeiten, zum Beispiel durch Krankheit oder Urlaub, die beim Jobsharing gegen Null gehen, da davon auszugehen ist, dass einer der beiden Partner:innen anwesend ist und die Stunden ausgleichen kann. Eine Stelle, die von zwei Personen geteilt wird, bringt außerdem den Vorteil, dass dem Unternehmen doppeltes Fachwissen zur Verfügung steht. Die “eierlegende Wollmilchsau” rückt in greifbare Nähe, da sich die Kompetenzen der Mitarbeitende harmonisch ergänzen. Verschiedene Blickwinkel können zu besseren Entscheidungen führen. Denkbar ist beispielsweise eine Kombination aus einer eher zahlenaffinen und einer mehr menschenzugewandten Person, um eine Stelle mit komplexen Anforderungen bestmöglich ausfüllen zu können. Und mal Hand aufs Herz, es gibt auch heutzutage noch genügend Jobs, bei denen regelmäßig mehr als 40 Stunden Arbeit pro Woche anfallen - ideal besetzt mit zwei eng zusammenarbeitenden Partner:innen mit je 25-30 Wochenstunden Arbeitszeit.

Die Größe des Unternehmens spielt beim Jobsharing eine eher untergeordnete Rolle, denn von diesem Konzept profitieren vor allem Funktionsbereiche, deren Aufgaben eine gewisse Komplexität aufweisen. Beispiele sind unter anderem Projektmanagement, Key Account Management sowie Marketing und Vertrieb, aber auch im IT-Sektor. Die Initiative Tandemploy bietet eine Möglichkeit, wie sich Interessierte zu Tandems zusammenfinden können - übrigens auch gut geeignet für Führungspositionen, um einen Karriereknick aufgrund von Elternzeit zu vermeiden. So können beispielsweise mittwochs beide Chef:innen im Büro sein, die eine dazu Montag und Donnerstag, die andere Dienstag und Freitag, und es bleibt dennoch genügend Zeit für die Familien oder andere Verpflichtungen.

Das Jobsharing wird in der Praxis häufig als Oberbegriff für verschiedene Modelle verwendet. Die Teilung der Stelle zwischen zwei Mitarbeitenden ist die klassische Reinform. Allerdings existieren unter dem Begriff Jobsharing noch weitere Formen, wie beispielsweise das Job-Pairing. In diesem Fall wird jedoch der Arbeitsvertrag der Tandem-Partner:innen gemeinsam geschlossen und kann nicht von einer Partei allein aufgelöst werden. Die Kündigung muss von beiden Mitarbeitenden eingereicht werden.

Jan shared sich gewissermaßen selbst
"Für mich fühlt sich das Arbeiten wie vor unserer Ausgründung an!"
"Für mich fühlt sich das Arbeiten wie vor unserer Ausgründung an!"
©DW Deutsch
©DW Deutsch

Jobsharing bei ARTS

Insbesondere der Megatrend New Work führt beständig zu neuen Arbeitszeitmodellen, wie auch die 4-Tage-Woche zeigt. Unterschiedlichste Wünsche, Anforderungen oder Rahmenbedingungen lassen sich an die jeweilige Unternehmens- bzw. Mitarbeitendensituation anpassen. 

Auch ARTS hat eine individuelle Jobsharing-Form etabliert. Dabei sharen aber nicht zwei Leute eine Stelle, sondern unser IT Supporter Jan shared sich gewissermaßen selbst. Als Senior IT-Support Consultant ist er bei uns im Haus für die Betreuung und Weiterentwicklung unserer IT-Infrastruktur verantwortlich. Bereits 2011 wurde Jan Teil der ARTS-Familie und blieb auch nach der Ausgründung unserer IT-Abteilung zum eigenständigen IT-Start-up manaTec, mit den Schwerpunkten ERP, Business Intelligence und IT-Support, unser Ansprechpartner. 

Wie sieht das Jan-Sharing genau aus? An drei Tagen in der Woche ist er bei uns im Büro in Dresden. Neben der Kaffeemaschine ist er vermutlich der beliebteste Mitarbeitende, denn er bringt alles wieder in Ordnung, wenn mal etwas nicht funktioniert. In seinen Aufgabenbereich fallen First-Level- sowie Second-Level-Support. An den beiden anderen Tagen ist Jan bei manaTec und kümmert sich um deren Themen. Bevor Jan bei ARTS und manaTec geteilt gearbeitet hat, war der Support für alle Beteiligten mit einem deutlich größeren Aufwand verbunden. Für jedes Anliegen war es notwendig, ein Ticket aufzumachen - das klingt nicht nach flexibler Problemlösung. Das Jobsharing vereinfacht dies enorm. Jan ist nun an drei Tagen für alle Kolleg:innen greifbar. Er kann sich um alle anfallenden Themen, auch die mit geringerer Priorität, kümmern. Gleichzeitig kann er unabhängig vom Budget agieren. Damit erhöht sich jedoch auch die Eigenverantwortung, schließlich muss Jan selbstständig auf die Zeiteinteilung und die Einhaltung seiner Arbeitszeiten achten.

Die Lösung entstand aus dem Bedarf von uns als ARTS, sowie von manaTec. Beide Seiten wollten den Prozess vereinfachen, eine Vollzeitstelle pro Arbeitgeber bot sich jedoch nicht an. Die Option, als Arbeitnehmende:r bei zwei verschiedenen Arbeitgebern eine Teilzeitstelle auszuüben, hat allerdings im deutschen Steuerrecht den Nachteil, dass eine der beiden Stellen automatisch mit Lohnsteuerklasse 6 besteuert wird. Es entstehen den Kolleg:innen daher Abgaben zwischen 50-60%, das war für uns weder eine attraktive noch zumutbare Alternative. Um dieses Problem zu lösen, und Jan in beiden Firmen einsetzen zu können, musste daher eine neue Lösung geschaffen werden. Jetzt teilen wir die Kosten im Zwei-zu-Drei-Verhältnis.

Auch wenn sich das Modell verlockend anhört, müssen sowohl die Organisation als auch die beteiligten Personen die nötige Flexibilität und Selbstreflexion aufweisen. Klassische Jobsharer brauchen ein hohes Maß an Vertrauen, eine ausgezeichnete Kommunikationsstärke sowie Organisationstalent. Auch für Jan bedeutet das neue Modell vor allem mehr Selbstmanagement, um seine Ressourcen bestmöglich zu strukturieren. Viele Unternehmen sehen im Jobsharing in erster Linie die höheren Lohnkosten, ohne die Vorteile auf allen Ebenen durchzurechnen. Wir stehen hinter der Grundidee und sehen die oben beschriebenen Vorteile auch in der Praxis.  

In diesem Prozess, den wir bis heute durchlaufen, ist dies aktuell für uns die beste Lösung. Wir wissen aber auch, dass es keine One-Fits-All Strategie gibt. Jedes Unternehmen ist unserer Meinung nach einzigartig. Es bedarf einer individuellen Betrachtung der Prozesse und Strukturen, um in der Arbeitswelt der Zukunft einen echten Mehrwert zu erarbeiten. Ähnlich wie beim Jobsharing ist doppelte Kompetenz dabei der Schlüsselfaktor zum Erfolg. ARTS unterstützt Sie und Ihre Organisation bei der Transformation - von der Analyse bis zur nachhaltigen Verankerung.

Quellen: karrierebibel.de | tendemply.com | zeit.de | handelsblatt.com | lohn-info.de | wiwo.de | karrieremarshal.de

Über den Autor
Valeska Szalla
Development Consultant
Seit 2017 schreibe ich meine Erfolgsgeschichte bei ARTS, der ich durch die verschiedenen Projekte, in denen ich bereits tätig war, stets ein neues Kapitel hinzufügen kann.

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